Prince2 vs. Scrum: Ergänzung oder Gegensatz in der Projektlandschaft?

Prince2 vs. Scrum: Ergänzung oder Gegensatz in der Projektlandschaft?

Während Prince2 auf strukturierte Kontrolle und Prozessklarheit setzt, verfolgt Scrum einen iterativen, flexiblen Ansatz – doch schließen sich diese Methoden tatsächlich aus, oder lassen sie sich gewinnbringend kombinieren?

Einordnung der beiden Frameworks

Was ist Prince2?

Prince2 („Projects IN Controlled Environments“) ist ein prozessorientiertes Projektmanagement-Framework, das vor allem in großen Organisationen und staatlichen Institutionen Anwendung findet. Es zeichnet sich durch klare Rollen, definierte Phasen und standardisierte Prozesse aus. Die Methode ist stark dokumentationsgetrieben und legt den Fokus auf Projektkontrolle, Business-Case-Validierung und Risikomanagement.

Was ist Scrum?

Scrum ist ein agiles Framework, das ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammt. Es basiert auf inkrementellen Lieferungen, kurzen Iterationen (Sprints) und selbstorganisierten Teams. Transparenz, Anpassungsfähigkeit und kontinuierliche Verbesserung stehen im Mittelpunkt. Im Gegensatz zu Prince2 verzichtet Scrum auf formalisierte Projektphasen zugunsten von Flexibilität.

Unterschiede im Kernverständnis

Steuerung vs. Selbstorganisation

Prince2 basiert auf zentraler Steuerung durch das Management, während Scrum auf die Selbstverantwortung der Teams setzt. Diese Unterschiede wirken auf den ersten Blick wie ein fundamentaler Gegensatz.

Prozessstruktur vs. Iteration

Prince2 gliedert Projekte in klar definierte Phasen mit spezifischen Produkten. Scrum hingegen organisiert Arbeit in fortlaufenden Zyklen. Während Prince2 auf Planbarkeit setzt, toleriert Scrum Unsicherheiten und fördert laufendes Lernen.

Rollenverteilung

Bei Prince2 gibt es Rollen wie Projektmanager, Lenkungsausschuss und Teammanager. In Scrum sind es Product Owner, Scrum Master und Entwicklerteam. Die Entscheidungsgewalt ist bei Prince2 hierarchisch verteilt, bei Scrum dezentralisiert.

Gegensatz oder Ergänzung?

Gemeinsame Werte erkennen

Beide Methoden zielen auf erfolgreiche Projektergebnisse ab. Dabei stehen bei beiden der geschäftliche Nutzen, die Qualität und eine sinnvolle Rollenverteilung im Vordergrund. Unterschiede liegen eher in der Methodik als im Ziel.

Kombination in der Praxis

In der Praxis zeigt sich, dass Unternehmen zunehmend hybride Modelle einsetzen. Prince2 Agile ist ein Ansatz, der genau diesen Brückenschlag versucht: Die Steuerungslogik von Prince2 wird mit agilen Delivery-Methoden wie Scrum verknüpft. Das schafft Struktur ohne Agilität zu verlieren.

Vorteile hybrider Ansätze

  • Projektgovernance durch Prince2
  • Lieferflexibilität durch Scrum
  • Bessere Kommunikation zwischen Management und Entwicklungsteams

Fallbeispiele und Anwendung

Behördliche Digitalisierungsprojekte

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Kombination ist ein Digitalisierungsprojekt im öffentlichen Sektor, bei dem Prince2 die Projektführung übernahm, während Scrum die agile Umsetzung durch externe Entwicklungspartner ermöglichte.

IT-Projekte in Konzernen

In großen Konzernen wie Siemens oder BMW werden häufig hybride Ansätze gewählt, bei denen die strategische Projektplanung in Prince2 erfolgt, die Produktentwicklung aber agil in Scrum-Teams organisiert ist.

Fazit

Prince2 und Scrum müssen keine Gegensätze darstellen. Ihre Kombination kann – bei klarer Abgrenzung der Verantwortlichkeiten – zu hoher Planungssicherheit und gleichzeitig flexibler Produktentwicklung führen. Gerade in komplexen Projektumgebungen liegt der Schlüssel im bewussten und reflektierten Einsatz beider Methoden.


Eine kluge Verbindung von strukturiertem Projektmanagement und agilen Praktiken schafft Synergien, die sowohl Effizienz als auch Anpassungsfähigkeit ermöglichen. Anstatt sich gegenseitig auszuschließen, können Prince2 und Scrum gemeinsam den Projekterfolg sichern – wenn sie richtig integriert werden.