Risikomanagement mit Ursache-Wirkungs-Diagramm und FMEA: Komplexe Risiken systematisch identifizieren und bewerten
Durch die Kombination des Ursache-Wirkungs-Diagramms mit der FMEA lassen sich Risiken im Projektmanagement nicht nur visualisieren, sondern auch strukturiert analysieren, priorisieren und gezielt minimieren – eine unverzichtbare Methodenkombination für professionelle Risikoanalysen.
Grundlagen des Risikomanagements
Risikomanagement im Projektkontext
Im Projektmanagement bezeichnet Risikomanagement die systematische Erfassung, Bewertung, Steuerung und Überwachung potenzieller Ereignisse, die den Projekterfolg gefährden können. Frühzeitige Risikoerkennung ist entscheidend, um Verzögerungen, Budgetüberschreitungen oder Qualitätsmängel zu vermeiden.
Ziele und Nutzen
Ein strukturiertes Risikomanagement schafft Transparenz, ermöglicht präventive Maßnahmen und erhöht die Planungssicherheit. Die Kombination bewährter Methoden wie dem Ursache-Wirkungs-Diagramm und der FMEA ist dabei besonders effektiv.
Ursache-Wirkungs-Diagramm
Was ist ein Ursache-Wirkungs-Diagramm?
Auch bekannt als Ishikawa-Diagramm oder Fischgrätdiagramm, visualisiert dieses Werkzeug mögliche Ursachen eines Problems. Es strukturiert Einflussfaktoren in Haupt- und Nebenursachen, gruppiert nach Kategorien wie Mensch, Maschine, Methode, Material, Milieu und Messung.
Anwendung im Risikomanagement
Im Projektkontext hilft das Diagramm, potenzielle Fehlerquellen bereits in der Planungsphase sichtbar zu machen. Es fördert systematisches Denken und interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Risikoanalyse.
Vorgehensweise
- Problem oder Risiko als „Wirkung“ definieren
- Hauptkategorien als „Fischgräten“ anordnen
- Ursachen in Brainstorming-Runden zuordnen
- Zusammenhänge und Ursachenketten identifizieren
FMEA – Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse
Was ist FMEA?
Die FMEA ist eine präventive Methode zur strukturierten Risikoanalyse. Sie bewertet mögliche Fehler hinsichtlich ihrer Bedeutung (B), Auftretenswahrscheinlichkeit (A) und Entdeckbarkeit (E) und berechnet daraus die Risikoprioritätszahl (RPZ):
Kriterium | Bewertungsskala |
---|---|
Bedeutung (B) | 1 (unbedeutend) – 10 (kritisch) |
Auftreten (A) | 1 (sehr selten) – 10 (sehr häufig) |
Entdeckbarkeit (E) | 1 (sofort) – 10 (nicht erkennbar) |
RPZ = B × A × E
Praxisbezug im Projektmanagement
Die FMEA wird eingesetzt, um kritische Fehlerquellen systematisch zu bewerten und Maßnahmen zur Risikominderung abzuleiten. Sie eignet sich besonders für komplexe Systeme mit vielen Abhängigkeiten – z. B. in der Produktentwicklung oder IT-Integration.
Kombinierte Anwendung: Ishikawa + FMEA
Synergie der Methoden
Das Ursache-Wirkungs-Diagramm identifiziert die relevanten Risiken und Fehlerquellen qualitativ – die FMEA bewertet diese anschließend quantitativ und priorisiert Maßnahmen. Zusammen ermöglichen beide Methoden eine lückenlose, faktenbasierte Risikosteuerung.
Vorgehen in fünf Schritten
- Risiko-Thema definieren (z. B. „Verzögerung in der Softwareauslieferung“)
- Erstellen eines Ursache-Wirkungs-Diagramms im Team
- Überführen der identifizierten Risiken in die FMEA-Tabelle
- Bewerten nach B-A-E-Kriterien und RPZ berechnen
- Maßnahmen ableiten und Kontrollmechanismen festlegen
Vorteile für Projektverantwortliche
Transparenz und Nachvollziehbarkeit
Die visuelle und tabellarische Darstellung schafft ein gemeinsames Verständnis über Risiken, Ursachen und Wirkzusammenhänge – auch gegenüber Stakeholdern.
Messbare Risikoreduktion
Durch RPZ-Vergleiche vor und nach Maßnahmen lässt sich der Erfolg des Risikomanagements quantifizieren – ideal für Auditierungen und Qualitätsnachweise.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Beide Methoden fördern Teamarbeit, da sie unterschiedliche Perspektiven einbeziehen – technisches Know-how, Prozessverständnis, Projektleitung.
Fazit
Risikomanagement wird durch die Kombination aus Ursache-Wirkungs-Diagramm und FMEA nicht nur systematisch, sondern auch visuell und nachvollziehbar. Wer Risiken in Projekten nachhaltig minimieren will, kommt an dieser Methodenkombination kaum vorbei.
Durch die Verbindung von strukturierter Ursachenanalyse und quantitativer Risikobewertung entsteht ein wirkungsvolles System zur Frühwarnung und Absicherung komplexer Projekte – unverzichtbar für nachhaltigen Projekterfolg.